Brief einer ostfriesischen Mutter an ihren Sohn

Ostfriesland, 1.12.1986 - 4.5.87

Mein lieber Sohn!

Ich schreibe Dir ganz langsam, weil ich weiß, daß Du nicht so schnell lesen kannst.

Du hast mir geschrieben, daß Du die Syphilis bekommen hast. Wir wissen zwar nicht, was das für eine Auszeichnung ist, aber das ganze Dorf hat sich gefreut.

Wenn Du das nächste Mal nach Hause kommst, wirst Du unsere Wohnung nicht wiedererkennen; wir sind nämlich umgezogen. In unserer neuen Wohnung ist auch eine Waschmaschine. Ich tat 14 Hemden hinein, dann zog ich an der Kette. Die Hemden haben wir bis heute nicht wiedergefunden.

Vater hat nun endlich eine neue Arbeitsstelle gefunden. Er hat 500 Leute unter sich. Er muß den Rasen auf dem Bezirksfriedhof mähen.

Letzte Woche ist Onkel Willi in einem Whisky-Faß ertrunken. Einige Männer haben versucht ihm zu helfen, er leistete jedoch heftigen Widerstand. Wir haben ihn verbrennen lassen, es hat 3 Tage gedauert, bis wir ihn gelöscht hatten.

Onkel Karl hat sich seinen Penis abgeschnitten. Beim Kauf eines Rasiermessers stand in der Gebrauchsanweisung: ...wenn stumpf, dann am Riemen abziehen...

Deine Schwester Karin hat ihr Baby bekommen. Da wir nicht wissen, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist, wissen wir auch nicht, ob Du Onkel oder Tante geworden bist.

Beim Geschlechtsverkehr ist Onkel Fietje erstickt. Auf der Kondom-Schachtel stand: Präservativ stramm über den Kopf ziehen!

Vor 14 Tagen ist in unserem Dorf ein großes Unglück passiert: Elf Männer sind beim Anschieben eines Bootes ertrunken.

Gestern sind wir alle gegen Erdbeben geimpft worden.

Es grüßt Dich ganz lieb

Deine Mutter

PS: Ich wollte noch Geld mitschicken, aber ich hatte den Brief schon zugeklebt.